Blickpunkt Nottuln
29.04.2024
Blickpunkt Nottuln
Ein Grauganspärchen hat sich auf der "Biberburg" eingerichtet
Blickpunkt Nottuln
So könnte es bald aussehen, wenn die Graugänse in Ruhe gelassen werden. Zwischen den Eltern schaut schon neugierig ein kleines, gelbes Gösselchen hervor

Das "Rätsel" ist gelöst ...

Keine Biberburg!

In den vergangenen Monaten hörte ich öfters die Vermutung, dass es im Nonnenbachtal eine Biberburg gebe, manche sprachen sogar von zweien. Zugegebenermaßen hat der aus alten Ästen und Pflanzen dort aufgeschichtete Haufen eine täuschende Ähnlichkeit mit einem Biberburg. Wurde ich allerdings vor Ort danach gefragt, so habe ich darauf hingewiesen, dass die Voraussetzungen im Nonnenbachtal nicht ausreichen, damit Biber sich hier ansiedeln.

Der Biber fühlt sich nämlich am wohlsten in den Auen. Optimal ist eine Uferzone mit üppiger Kraut -, Strauch - und Weichholzvegetation, die an einem natürlichen oder künstlichen Gewässer mit einer Mindestwassertiefe von 50 bis 80 Zentimetern liegt. Dabei bevorzugt der Biber langsam fließende oder stehende Gewässer, die im Sommer nicht trocken fallen. Das sind schon zwei Voraussetzungen, die hier vor Ort nicht eingehalten werden. Wir haben eine zu geringe Wassertiefe, außerdem fallen der Nonnenbach und die Seichtwasserzonen im Sommer oft trocken.
Trotzdem hielt sich das Gerücht noch eine ganze Zeit lang. Einen Biber hat aber niemand gesehen, obwohl er eine imposante Erscheinung und mit einem Gewicht bis zu 36 Kg schwerer ist als ein Reh, das 20 bis 30 kg auf die Waage bringt. Übrigens hat der Biber eines dem Menschen voraus, seine Zähne wachsen ständig nach; da könnte man neidisch werden.

Doch gerne werden solche Erhöhungen im Niedrigwasser von Gänsen für den Nestbau genutzt. Heute Abend, die Dämmerung hatte schon leicht eingesetzt, sah ich, wie dieses Grauganspärchen sich dort einrichtete. Es bleibt abzuwarten, ob die Gänse tatsächlich ihr Nest dort bauen.
In den vergangenen Jahren konnte ich jedoch an fast gleicher Stelle oft Graugänse beim Nestbau und Ausbrüten der Jungen beobachten, siehe nebenstehendes Bild. Übrigens wurde bei allen Fotografien, um die Gänse nicht zu stören, ein Teleobjektiv mit 600 mm Brennweite eingesetzt.

Wichtig ist an diesem neuralgischen Punkt, dass keine Hunde in das Feuchtgebiet laufen und die Graugänse stören. Dann könnten wir, wie auch in manch vergangenen Jahren, das Glück haben, ein Grauganspärchen mit zahlreichen Gösselchen zu beobachten.

Mit besten Grüßen
Ihre Redaktion

Karin und Jürgen Gerhard